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Das Kloster in der frühen Neuzeit - AbbayeDeLaCelle

Photo des couloirs de l'abbaye de La Celle

Bis zum Beginn des 11. Jahrhunderts sind die Benediktinerabteien unter den klösterlichen Orden stark in der Mehrheit und erhalten folglich einen Großteil der Spenden vonseiten der Gläubigen. Diese Bereicherung, die dem Armutsgelübde der Mönche zuwiderläuft, führt zur Gründung eines neuen Ordens, der zu mehr Strenge bei der Einhaltung der Benediktinerregel zurückfinden will: die Zisterzienser.
Um Abstand von der Welt zu gewinnen, bauen sie ihre Klöster an entlegenen und sogar ungesunden Orten. Diese Mönche, Benediktiner und Zisterzienser, sind nun weit von den Gläubigen entfernt, da sie isoliert in ihrem Kloster leben und zum Schweigen verdammt sind.
Infolgedessen tauchen im 13. Jahrhundert neue religiöse Orden auf, die sich in den Städten ganz nah bei den Gläubigen niederlassen, um sie zu evangelisieren, darunter die Dominikaner und die Franziskaner, die sich rasend schnell entwickeln, vor allem in der Provence.

Die Spenden der Gläubigen werden nun zwischen den verschiedenen religiösen Gemeinschaften geteilt und die Abbaye de La Celle sieht ihre Ressourcen dahinschmelzen. Zu diesem Phänomen gesellt sich eine noch größere Geißel: die Pest, der schwarze Tod, der im gesamten 14. Jahrhundert und zu Beginn des 15. Jahrhunderts immer wieder in Erscheinung tritt. Mancherorts wird die Bevölkerung um die Hälfte dezimiert. Dieser Bevölkerungsrückgang hat schwerwiegende wirtschaftliche Folgen für die Großgrundbesitzer. Es können nicht mehr alle Ländereien bewirtschaftet werden, wodurch die finanziellen Einnahmen stark zurückgehen. 
Da ein Unglück selten alleine kommt, verwüsten Kriege zwischen den Adelsherren die Region, insbesondere der Konflikt im 14. Jahrhundert zwischen Königin Johanna und Karl von Durazzo um das Erbe der Grafschaft Provence. Auch wenn die Außenmauer des Klosters von La Celle aussehen mag wie die einer Befestigungsanlage, ermöglichen es die Mauern des Klostergeländes den Klausurnonnen nicht, sich vor den Kämpfern zu schützen. Sie flüchteten nach Brignoles in ein Haus, das Königin Johanna für sie gekauft hatte.
Zurück in ihrem Kloster nahmen sich die Klausurnonnen bei der Benediktinerregel ein paar Freiheiten. Sie gaben ihr Leben in der Gemeinschaft und die wenig komfortablen klösterlichen Gebäude auf und ließen auf dem Klostergelände Häuser für sich bauen.

Plan der Abtei 1659, Bildnachweis: Département Bouches du Rhones.

Als Mazarin Abt von Saint-Victor wird, ordnet er eine Untersuchung zur Funktionsweise des Klosters an. Als Verstöße gegen die Benediktinerregel festgestellt werden, ordnet er eine Reform des Klosters und die Versetzung der Klausurnonnen nach Aix-en-Provence an. Die Klausurnonnen, die dies wünschen, können jedoch ihren Lebensabend in La Celle verbringen, unter der Bedingung, keine Novizinnen aufzunehmen. Die letzte stirbt im Jahr 1692. Die Gebäude werden nun in einen Bauernhof umgewandelt.
In Aix-en-Provence sammeln sich die Klausurnonnen in neuen Gebäuden im Mazarin-Viertel. Dort bleiben sie bis zur Französischen Revolution, im Zuge derer sämtliche klösterliche Orden aufgelöst und die Klausurnonnen zu ihren Familien zurückgeschickt werden. 1795 wird das Kloster in ein Collège umgewandelt, das Collège Mignet.

Haupteingang des Collège, Bildnachweis Fabrice Paul