Die archäologischen Ausgrabungen im Westflügel - 2018
Seit dem 18. Jahrhundert war der Westflügel des Klosters komplett eingestürzt und zugeschüttet. Bevor die Restaurierungsarbeiten begannen, wurden hier von Januar bis August 2018 archäologische Ausgrabungen vorgenommen. Die Ausgrabungen wurden Bereich für Bereich und aufgrund der geringen Größe der Räume oftmals manuell durchgeführt. | |
Aus einem technischen Standpunkt waren diese Ausgrabungen recht komplex, da es unmöglich war, mit großen Geräten in das Gebäude zu gelangen. Der gesamte Bauschutt musste mithilfe eines Krans, der außerhalb der Gebäude positioniert war, in sogenannten „Big Bags“ abtransportiert werden. Der Westflügel vor den Arbeiten | |
Die Ausgrabungen wurden Bereich für Bereich und aufgrund der geringen Größe der Räume oftmals manuell durchgeführt. Abtransport der Erde in Big Bags | |
Mithilfe des nebenstehenden Plans lässt sich der Standort der durchsuchten Partien leichter lokalisieren. Sie bestehen aus der Galerie des Kreuzgangs und drei angrenzenden Räumen, die die Benennung A, B und C erhielten. | |
Der erste Bereich, der im Februar 2018 freigeräumt wurde, ist der nördliche Teil der Galerie. Im oberen Teil legten die Erdarbeiten die Verbindung mit der Nordgalerie frei und förderten ein von Säulen umrahmtes großes Fenster mit kunstvoll behauenen Sockeln und Kapitellen zutage. Die Kapitelle | |
Eine der Skulpturen, die besonders bemerkenswert ist, zeigt die Darstellung eines kleinen „teuflischen Tieres“. Der Teufel | |
Insgesamt ist die Galerie mit fünf großen Fenstern zum Innenhof hin geöffnet, von denen drei zuvor nicht zu sehen waren, weil auf dieser Seite in der jüngeren Geschichte eine Verkleidung erreichtet worden war. Der Innenhof vor den Arbeiten - Bildnachweis Marc_Heller | |
Auf der Westseite bringen die Erdarbeiten die vermauerte Zugangstür zum Raum A ans Licht, die heutige Zugangstür zum Empfangsbereich des Monuments. Die Schließung erfolgte in mehreren Etappen. Zunächst wurde der Durchgang blockiert und zu einem Schrank umfunktioniert (man kann die Kerben der Regalbretter sehen), dann wurde letzterer mit einem Mauerwerk verschlossen. Eingang Raum A | |
Der moderne Boden aus dem 17. Jahrhundert besteht aus einem Steinpflaster. Er wird von der Wasserleitung des Überlaufs des ursprünglichen Waschtrogs (CN1 auf dem Plan) durchquert, die bereits bei den 2015 im Innenhof durchgeführten Ausgrabungen zutage gefördert worden war. Ein unter der Trennmauer zum Raum A steckengebliebenes Stück Bleirohr zeigt, dass monolithische Blocks als Hülle einer Bleikanalisation dienten. Das Steinpflaster |
Um jedoch weiter in die Vergangenheit zurückzugehen, muss man tiefer graben. Nach einer sorgfältigen Aufzeichnung wird das Steinpflaster also entfernt, damit der mittelalterliche Boden durchsucht werden kann.
Unter der Aufschüttmasse werden eine mit schmutzigrosa Mörtel zusammengehaltene Mauer (MR1) und ein Strebepfeiler (oder Säulensockel), der an der Nordseite an ihr hängt, freigelegt. Sie stammen wahrscheinlich aus der Zeit unmittelbar vor dem Kloster, also aus dem 10. - 11. Jahrhundert.
Nördlich der Mauer erreichten die Ausgrabungen unter Erdschichten, die sich in die späte Antike oder ins Frühmittelalter (5. - 7. Jahrhundert) einordnen lassen, eine Aufschüttmasse, die zahlreiche Fragmente von tegulae (Ziegeln) und dolia (antiken Tonkrügen) enthält, die einen gut erhaltenen Boden aus Kalk- und Kieselmörtel der antiken Villa bedecken. Tegulae | |
Auf beiden Seiten der Mauer MR1 wurden sieben Grabstätten mit unterschiedlichen Beisetzungsarten entdeckt : - eine Grabstätte mit gemauerter Einschalung und Kopfkerbe SP1, die die Mauer MR1 durchbricht; - zwei Grabstätten mit Deckeln aus gemauerten Platten SP2 und SP3. Die grauen Keramiken, die in der Aufschüttung dieser Grabstätten und im oberen Schotter gefunden wurden, lassen sich ins 10. - 11. Jahrhundert einordnen. Diese beiden Gräber sind denen sehr ähnlich, die bei den Ausgrabungen 2015 im Innenhof gefunden wurden und stammen wahrscheinlich aus der Klosterzeit, ebenso wie SP1; - eine in den natürlichen Boden gegrabene Grabstätte SP7, von der nur der Kopf erreichbar war (im Plan nicht aufgeführt). Sie ist vermutlich die älteste Grabstätte, denn sie durchbricht den Betonboden der römischen Villa;; - zwei Kindergräber SP6 und SP4, bei letzterem stecken die Beine in den Fundamenten der Ostmauer der Galerie fest; - eine Grabkammer mit gemischter Verschalung (Stein und Ziegel) SP5.Die Grabkammern SP2 und SP3 | |
Als die Ausgrabungsarbeiten beendet waren, wurde dieser Teil der Galerie aufgeschüttet, um in den Raum A zu gelangen. Die Freilegung von Raum A hatte schon im März 2018 begonnen; man erreichte den modernen Boden aus dem 17. Jahrhundert mit einer von Osten nach Westen ausgerichteten Kanalleitung, die den Raum durchquerte und Keramiken aus derselben Epoche enthielt. Bei der Wiederaufnahme der Ausgrabungsarbeiten wurden Ebenen erreicht, die sich aufs 13. Jahrhundert datieren lassen. Sie bringen das Ende der Kanalleitung des Wassertrogüberlaufs des Ursprungsklosters ans Licht, die in diesem Raum abrupt endet. Da die westliche Abschlussmauer wahrscheinlich nicht später gebaut wurde als die Wasserleitung, nehmen Archäologen an, dass dieser Raum mittels eines Sammelbeckens mit Wasser gespeist wurde, von dem nur noch die Auffanggrube erhalten ist. Eine Mauer, die sich ins 10. - 11. Jahrhundert einordnen lässt, durchquert den Raum von Osten nach Westen in der Verlängerung derer, die in der angrenzenden Galerie entdeckt wurde (MR1). Nördlich dieser Mauer trat bei den Ausgrabungen eine Grabstätte mit Verschalung aus Steinplatten zutage. Über dem Kopf des Skeletts, eines jungen menschlichen Wesens, liegen die Fundamente der westlichen Abschlussmauer, woraus man folgern kann, dass es älter ist als das Kloster.Der Raum A | |
Der folgende Raum B, den wir heute „Keller“ nennen, weist die ältesten Mauern des Westflügels der Abtei auf, die bei den Ausgrabungsarbeiten freigelegt wurden. Auf der Seite der Galerie besteht die Mauer des Raumes aus zwei Schichten von Quadersteinen. Der äußere Teil besteht aus einer dünnen Verkleidung, die sich ins 13. Jahrhundert einordnen lässt. Auf der Innenseite konnte durch die Räumung des Saales eine Mauer aus dem 12. Jahrhundert mit vier Öffnungen freigelegt werden. Die Arkadenmauer
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Die Südmauer des Raumes, die mit einer der Arkaden des ersten Klosters verbunden ist, stammt ebenfalls aus dem 12. Jahrhundert. Die Lukenmauer | |
Unter einem beschotterten Boden und einer modernen Zwischenwandunterteilung wurden die Fundamente eines Pfeilers und einer Mauer, die von Osten nach Westen verlief, zutage gefördert. Pfeiler, Mauer und Wasserleitung |
Bei weiteren Ausgrabungsarbeiten trat eine gebaute Kanalisation zutage. Sie war in die Fundamente des Ursprungsklosters eingelassen und ermöglichte die Ableitung von Regenwasser aus dem Innenhof.
Die komplette Ausgrabung des Raumes wurde an seinem nördlichen Ende begrenzt, wo ein Mauerrest, wahrscheinlich von der Villa aus der Spätantike (5. - 7. Jahrhundert), zutage trat, sowie eine Aufschüttungsmasse mit großen Fragmenten von Ziegeln und dolia, die einen Betonboden der Villa aus der hohen Kaiserzeit (2. Jahrhundert) bedeckte. Die grauen Keramiken | |
Der folgende Raum ist der Raum „C“, der heute als „ehemaliges Sprechzimmer“ bezeichnet wird. Nach der Aufgabe des Klosters wird er als Müllhalde verwendet und es wurden dort zahlreiche Keramiken aus dem 17. und 18. Jahrhundert gefunden. Man gelangt durch einen überwölbten Zugang hinein, der aus der Zeit des zweiten Klosters stammt und in der modernen Zeit verschlossen wurde.Die restaurierten Keramikarbeiten | |
Bei der ersten Etappe der Freilegung wurde ein unregelmäßiger Plattenbelag zutage gefördert, dessen obere Schicht Objekte enthielt, die sich aufs 15. und 16. Jahrhundert datieren lassen, außerdem die Stufen einer Treppe, die einer Öffnung in der Westmauer entspricht, die eine Verbindung zwischen dem Priorat der Mönche und dem der Klausurnonnen schuf. Treppe und Tür | |
Mit dem Voranschreiten der Ausgrabungsarbeiten werden Schichten mit Besiedlungsspuren aus der Zeit vor dem Kloster (10. - 11. Jahrhundert) erreicht. Die Arbeiten offenbaren, dass die Südmauer des Klosters die Mauer der antiken Villa als Fundament benutzt. Zwei weitere Mauern wurden freigelegt, von denen eine von einem Rinnstein teilweise zerstört wurde. Die Ausgrabungen in Raum C |
Als die Ausgrabungsarbeiten in den Räumen beendet waren, konnten die in der Galerie fortgesetzt werden, erst im südlichen, dann im mittleren Teil.
In der Südwand der Galerie war zuvor ein Schrank freigelegt worden, der eine Nische in der Mauer bildete. Der Türfalz und die Schienen der Regalfächer sind noch gut zu sehen. Der Schrank |
Wie im Nordteil findet man auf der gesamten Fläche der Galerie den modernen Steinpflasterboden, der herausgenommen wird, damit die älteren Schichten untersucht werden können. Am Südwestwinkel wird die Verlängerung der nördlichen Mauer der Südgalerie des Ursprungsklosters, die bei den Ausgrabungen 2011 freigelegt worden war, wiedergefunden. Diese Mauer, die auf einem Baufundament erhalten ist, endet auf der Westseite am Widerlager (Seitenteil) einer Öffnung, deren anderes Widerlager in eine Mauer eingebaut ist, die mit der Ecke des Kellers zusammenhängt. Ebenfalls an der Ecke zur Südgalerie wurde eine von Norden nach Süden ausgerichtete Mauer in den Unterbau des 2. Klosters integriert.
Die Ausgrabungen unter dem Boden des Ursprungsklosters fördern einen Boden aus kohlschwarzer Erde zutage, der zur Bebauung aus dem 10. und 11. Jahrhundert gehört und zahlreiche Keramiken und Tierknochen enthält. Dieser Boden bedeckte mehrere Mauern aus dem Frühmittelalter aus unbehauenen, mit Kalk verbundenen Bausteinen. Diese Mauern werden teilweise bis zum 10. - 11. Jahrhundert genutzt und dann aufgeschüttet. Die Galeriemauern am Südwestwinkel |
Im mittleren Teil der Galerie wurde die Fortsetzung der im Keller beschriebenen Wasserleitung wiedergefunden. Sie wurde an der Ecke der Süd- und Westgalerie eingebaut.
Auf der Innenhofseite wurde die 62 cm breite Mauer der Galerie des Ursprungsklosters für den Bau der Mauer des zweiten Klosters bis zum Fenster „des Teufels“ am nördlichen Ende wiederverwendet. Die Fundamentmauer |
An der Westseite konnte durch den Abbau der ersten Stufen der Treppe zwischen den Räumen A und B die Verdopplung der Mauer des Ursprungsklosters durch das Fundament des 2. Klosters freigelegt werden. Weiter nördlich von der Treppe (auf Höhe von Raum A) verschwindet die Mauer des Ursprungsklosters und man sieht nur noch das Fundament der Mauer des 2. Klosters.
Am Boden, unter den Aufschüttungen aus dem 10. - 11. Jahrhundert, wurde eine Mauer aus unbehauenen, durch Ton verbundenen Steinen mit Ausrichtung von Norden nach Süden zutage gefördert. Sie gehört zur spätantiken Phase der Stätte (5. - 7. Jahrhundert) und wurde teilweise in einen Graben gebaut, der Keramiken aus dem 5. - 6. Jahrhundert enthält. Die Nordsüdmauer der Westgalerie |
Mit diesen Entdeckungen am 3. August 2018 kamen die Ausgrabungen zu ihrem Ende.
Die vorausgehenden archäologischen Ausgrabungskampagnen
- 1992 : Ausgrabungen im Innenhof und auf dem Vorplatz der Kirche (Entdeckung von Nonnengräbern und Resten von Strebepfeilern der Nordgalerie des Kreuzgangs);
- 1999 : Ausgrabungen im Ostflügel und im Kapitelsaal. In letzterem entdeckte man insbesondere zum ersten Mal Überreste der römischen Villa;
- 2007 : Ausgrabungen unter dem Epitaph am Eingang der Abtei;
- 2011-2012 : Ausgrabungen in der Nord-, Ost- und Südgalerie, im Refektorium und in der Küche, Ausgrabungen auf 5 Metern Höhe unter Kies, um das Refektorium und die Küche zutage zu fördern und die Überreste aller Gewölbeansätze und des landwirtschaftlichen Teils der römischen Villa wiederzufinden;
- 2015 : Ausgrabungen im Innenhof.