Das primitive Kloster - 11. Jahrhundert
Die Geschichte des Klosters auf dem Gelände beginnt im 11. Jahrhundert, als Bischof Ingerand von Cavaillon und seine Familie dem in Marseille gelegenen mächtigen Benediktinerkloster Saint-Victor die Kirche Sainte-Perpétue und ein großes Landgut schenken. Dank weiterer Schenkungen entwickelt die Abtei aus Marseille schnell ein Doppelkloster, eines für die Mönche rund um die Kirche Sainte-Perpétue, die auch die Kirche der Pfarrgemeinde bleibt, und ein weiteres, größeres für die Klausurnonnen, für die eine zweite Kirche erbaut wird: Sainte-Marie, geweiht im Jahr 1056. | |
Dieses Kloster, das man als Ursprungskloster bezeichnet, ist nicht dasselbe, das man heute bewundern kann. Für seinen Bau wurden die Grundmauern der römischen Villa wiederverwendet, insbesondere die der Kelterei, die sehr stabil sind. Es wurde ebenfalls zerstört und ist uns nur durch Überreste bekannt, die bei den archäologischen Ausgrabungen zutage gefördert wurden: Fundamente, aber auch mehrere Mauern, die 2018 im Westflügel entdeckt wurden. Kellerarkaden und Lukenmauer aus dem 11. Jahrhundert | |
Weitere bemerkenswerte Überreste des Ursprungsklosters kamen nach und nach bei archäologischen Ausgrabungen ans Licht; sie haben mit den Wegen des Wassers zu tun, das für das Leben der Ordensgemeinde unentbehrlich war. Das Wasser wurde südlich des Klosters am Fuße des Candelon-Felsens gewonnen, dann kanalisiert und zum Klostergelände geleitet, vermutlich zu einem Becken, an dem Druck erzeugt werden konnte, um eine Wasserstelle im Innenhof zu speisen, die das Meisterstück dieser Leitung war: der Waschtrog. In den Klöstern lag er im Allgemeinen dem Eingang des Refektoriums gegenüber, damit die Klausurnonnen vor und nach dem Essen ihre Waschungen vornehmen konnten. Archäologische Ausgrabungen von 2011 in der Südgalerie | |
Der Überlauf des Waschtrogs nimmt die Gestalt eines steinernen, mit Platten bedeckten Rinnsteins an, der dann den Innenhof durchquert und eine zweite Wasserstelle versorgen kann. Der Überlauf | |
2018 wurde bei Ausgrabungsarbeiten im Keller ein Teil des Waschtrogs entdeckt. Dadurch konnte der Waschtrog aus dem 11. Jahrhundert rekonstruiert werden. Die 3D-Rekonstruktion |
Das zweite Kloster im 12. und 13. Jahrhundert
Der Bau des zweiten Klosters beginnt Ende des 12. Jahrhunderts. Das trapezförmige Kloster mit gezimmerter Dachkonstruktion wird durch ein Kloster ersetzt, das auf dem Ursprungsplan rechtwinklig sein sollte, mit einem steinernen Gewölbedach aus Rundbogen. Nur wenige Schriften erlauben, die Geschichte seines Baus nachzuverfolgen, aber bei dieser Suche in der Vergangenheit liefert die Archäologie wertvolle Indizien, insbesondere was die Chronologie seiner Errichtung betrifft.
Die Gebäude sind rund um einen Innenhof angeordnet, der als Lichtquelle, aber auch als Meditationsbereich dient. Dieser Innenhof, der heute begrünt ist, war bis zum 14. Jahrhundert ein Friedhof für die Ordensschwestern. Der begrünte Innenhof | |
Der Hof wird von einem Kreuzgang umrahmt, der aus 4 Gewölbegalerien mit Rundbogen besteht, die Zugang zu sämtlichen klösterlichen Räumen bieten. Bei seinem Bau lassen sich 3 Etappen klar voneinander unterscheiden. | |
Die Nordgalerie, die an der Kirche entlang verläuft, ist die erste, die neu errichtet wurde. Mit ihren großen Fenstern mit blätterverzierten Säulen ist sie die am reichsten dekorierte. Die Kirche ist ein perfektes Beispiel für den romanischen Stil der Provence, sie besteht aus einem einzigen Kirchenschiff, das von einer Apsis mit Halbkuppelgewölbe verlängert wird. Die Klausurnonnen fanden sich dort zu ihren acht täglichen Gottesdiensten ein. Die Nordgalerie | |
Die zweite Bauperiode betrifft die Galerien auf der Ost- und Südseite, die denselben Aufbau haben und deren große Fenster praktisch identisch mit denen sind, die man im Kreuzgang der Abbaye du Thoronet findet. Diese Ähnlichkeiten mit der Zisterzienserabtei finden sich im Kapitelsaal wieder, dessen Eingangstür, Gewändefenster und wunderschöne Decke mit Kreuzrippengewölbe, das in der Mitte in zwei massiven Säulen mündet, offensichtlich nach denselben Regeln und von denselben Erbauern errichtet wurden. Die Zeit, in der dieser Raum gebaut wurde, fällt mit der Ankunft einer besonderen Persönlichkeit im Kloster im Jahr 1225 zusammen: Garsende de Sabran, Gräfin der Provence und von Forcalquier. Die reichen Schenkungen, die sie durch ihre bloße Präsenz bewirkte, ermöglichten den Bau dieses Teils des Klosters. Das Siegel der Garsende | |
An der Südseite befindet sich das Refektorium, in dem die komplette Gemeinschaft aus 50 Klausurnonnen in der Stille ihre Mahlzeiten einnahm. Eine in die Mauer eingelassene Öffnung zur benachbarten Küche diente als Durchreiche für die Speisen. Die Küche, die auf den Überresten der Kelterei der römischen Villa liegt, wurde von einer von zwei Bogen gestützten Mauer in zwei Teile geteilt, sodass der Raum zum Kochen vom Raum zur Zubereitung der Speisen getrennt war. Die Klausurnonnen im Refektorium | |
Die letzte Bauetappe betrifft die Westgalerie. Es gibt architektonische Indizien, die zeigen, dass sie im rechten Winkel zur Südgalerie hätte liegen sollen, um das Quadrat des Innenhofes zu schließen. Doch hierfür hätte man neue Grundmauern errichten müssen. Wahrscheinlich führte das Fehlen finanzieller Mittel dazu, dass die Anordnung der Grundmauern des Ursprungsklosters übernommen wurden. Eckkonsole |
Im 17. Jahrhundert kam in der Ordensgemeinschaft eine etwas lockerere Haltung im Umgang mit der Benediktinerregel auf, außerdem wurden die gemeinschaftlich genutzten Gebäude zugunsten von Einzelwohnungen auf dem Klostergelände teilweise verlassen. 1660 beschließt Mazarin, zu dieser Zeit Abt von Saint-Victor, als Vergeltungsmaßnahme die Schließung der klösterlichen Einrichtung und versetzt einen Teil der Benediktinerinnen in ein Kloster in Aix-en-Provence. Nach dem Tod der letzten vor Ort gebliebenen Klausurnonne 1692 wird das Kloster endgültig aufgegeben und in einen Bauernhof umgewandelt.
Der Betrieb wurde bis zur Französischen Revolution beibehalten, danach wurde es mehrere Male weiterverkauft, zuerst 1792 als Nationalgut, dann 1938 an die Familie Fournier, die dort ein Luxushotel gründete. 1990 machte die Gemeinde La Celle ihr Vorkaufsrecht geltend, erwarb die Abtei und begann mit den ersten Restaurierungsarbeiten, bevor sie sie 1992 dem Département Var überließ, das ihr Wiederaufleben vollendete und sie zu einer Kulturstätte werden ließ, die für die Allgemeinheit geöffnet ist. CPA Jardin |